Wednesday, December 28, 2016

Call for Papers: Postkoloniale Perspektiven auf die Vereinten Nationen

The Arbeitsgemeinschaft Junge UN-Forschung in der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen has issued a call for papers for a colloquium on "Postkoloniale Perspektiven auf die Vereinten Nationen," to be held March 10-12, 2017, at the Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Here's the call:

Call for Papers

UN-Forschungskolloquium:

Postkoloniale Perspektiven auf die Vereinten Nationen

10.-12. März 2017 an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

Deadline für Abstracts: 10. Januar 2017

Deadline für Papiere: 24. Februar 2017

Deadline für Anmeldungen: 24. Februar 2017

Das Kolloquium steht allen interessierten Teilnehmer*innen offen, auch ohne eigenen Beitrag.

Anmeldung hier.

Themenstellung

Im System der Vereinten Nationen ist die Erfahrung des Kolonialismus in vielen Aspekten präsent: Einerseits bekannten sich die UN-Mitgliedstaaten in der UN-Charta zum Recht auf Selbstbestimmung der Völker, andererseits war die Unabhängigkeit nur in einem Modell westfälischer Staatlichkeit möglich. In der Generalversammlung dienen postkoloniale Zusammenschlüsse wie die Frankophonie und das Commonwealth nach wie vor dazu, gemeinsames Abstimmungsverhalten zu koordinieren. Auch im Sicherheitsrat sind Großbritannien und Frankreich häufig informell für Situationen in Ländern als „Penholder“ zuständig, welche sie früher beherrscht haben. Die Praxis des Internationalen Strafgerichtshofs, bisher vorwiegend Verbrechen in afrikanischen Staaten zu verfolgen, spiegelt aus Sicht einiger afrikanischer Staaten die Fortsetzung von paternalistischen Praktiken und Doppelstandards wider. Darüber hinaus sehen manche Kritiker*innen in der Agenda für fragile Staaten einen neuen „Standard der Zivilisation“: den Versuch des (ehemals) imperialen Westens Länder des (ehemals) kolonialisierten Südens nach seinem Vorbild zu formen. Obwohl sich Geberländer zur zentralen Rolle von „local ownership“ bekennen, ergeben sich in der Praxis gerade in Post-Konflikt-Ländern häufig schwierige Kompromisse. Gleichzeitig stellt die zunehmende Bedeutung aufstrebender Mächte in der Weltwirtschaftsordnung die postkoloniale Kritik auf eine Probe. Internationale Klimapolitik muss beispielsweise die historische Verantwortung der Industriestaaten in Einklang mit den aktuellen Verschmutzungen aller Staaten bringen. Die Agenda 2030 wiederum hinterfragt den Begriff des „Entwicklungslandes“ komplett, indem sie Fortschritte in allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen einfordert.

Postkoloniale Theorien sind überaus vielfältig und verbinden sich häufig mit Diskriminierungstheorien: race, gender, age, sex, class gelten als fundamentale Unterscheidungsmerkmale in der Kritischen Theorie. Im 7. UN-Forschungskolloquium wollen wir daher explizit verschiedene postkoloniale Perspektiven auf das System der Vereinten Nationen einnehmen.

Mögliche Fragen und Aspekte können dabei die folgenden sein:

  • Inwieweit spiegeln die gegenwärtigen Diskussionen über Rechte und Pflichten der UN-Mitgliedsstaaten deren jeweilige Erfahrungen während der Kolonialzeit wider?
  • Wie ist das Verhältnis zwischen den Makrostrukturen globaler Ungleichheit, beispielsweise in der Weltwirtschaftsordnung, und den Handlungen von UN-Organisationen auf der Mikro-Ebene, zum Beispiel beim Thema Landrechte?
  • Wie wirken das Design von Institutionen und deren Entscheidungspraxis aus postkolonialer Perspektive zusammen, zum Beispiel: Auf welche Weise beteiligt der Sicherheitsrat truppenstellende Staaten aus dem globalen Süden in seinen Entscheidungen für UN-Friedensmissionen?
  • Welche Konsequenzen erwachsen aus einem möglichen liberalen Bias der Vereinten Nationen beim Aufbau legitimer Staatlichkeit in Nachkriegsgesellschaften?
  • Wie kann ein emanzipatorischer Ansatz in der Zusammenarbeit mit fragilen Staaten aussehen, ohne autokratischen Herrschern und korrupten Eliten das Feld zu überlassen?
  • Welche Relevanz haben postkoloniale Theorien und Nord-Süd-Unterscheidungen angesichts einer zunehmenden Rolle aufstrebender Mächte des globalen Südens in den Vereinten Nationen?
  • Können Initiativen wie das Ständige Forum für indigene Angelegenheiten eine wirkliche Teilhabe im System der Vereinten Nationen sichern?
  • Wie kann postkoloniale UN-Forschung im globalen Norden aussehen?

Organisatorischer Rahmen des Kolloquiums

Das 7. UN-Forschungskolloquium wird von den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Junge UN-Forschung in der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen organisiert, deren Mitglieder aus den Fachbereichen Völkerrecht, Politikwissenschaft und Soziologie kommen. Das Kolloquium heißt Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierende aller Fachrichtungen willkommen. Es bietet die Gelegenheit, Forschungs- und Studienarbeiten mit Bezug zu den Vereinten Nationen vorzustellen und zu diskutieren. Als besonders anregend hat sich erwiesen, wenn die eingereichten Papiere von Diskutant*innen vorgestellt werden und der jeweilige Beitrag im Anschluss intensiv diskutiert wird. Durch den interdisziplinären Blick werden gängige Definitionen hinterfragt und empirische Probleme neu betrachtet.

Autor*innen melden sich bitte bis zum 10. Januar 2017 mit einem Abstract (ca. 200 Wörter) zum Oberthema an. Eine Zusage erfolgt bis zum 17. Januar 2017. Die Frist für die Einreichung der fertigen Papiere (max. 5.000 Wörter) ist der 24. Februar 2017. Dies dient dem Zweck der Vorbereitung aller Personen auf das Kolloquium.

Weitere interessierte Teilnehmer*innen können sich bis zum 24. Februar 2017 verbindlich auf unserer Webseite anmelden. Bei der Anmeldung geben bitte Autor*innen und Teilnehmer*innen an, ob sie die Rolle eines Diskutanten oder einer Diskutantin übernehmen möchten.

Einen Teilnahmebeitrag gibt es nicht. DGVN-Mitglieder können einen Fahrtkostenzuschuss beantragen (bei der Anmeldung angeben).

Bei Fragen stehen wir unter info(at)uno-forschung.de zur Verfügung.

Diesen CfP als pdf.