German Abstract: Dieser Beitrag untersucht die Antworten des Internationalen Seegerichtshofs und zweier Schiedsgerichte auf die Nichtteilnahme Chinas im Fall South China Sea und Russlands im Fall Arctic Sunrise. Dabei fragt er erstens nach Grenzen für die (Schieds-)Gerichte bei der Durchführung der Verfahren, zweitens nach Grenzen für das Verhalten der nicht teilnehmenden Staaten im Verfahren und drittens nach Grenzen für die Funktionsfähigkeit der intenationalen Seegerichtsbarkeit jenseits der beiden Verfahren. Er legt dar, dass die Nichtteilnahme der beklagten Staaten für die Durchführbarkeit und die Integrität der Verfahren keine insgesamt unüberwindbare Herausforderung darstellte. Das Verfahrensrecht erlaubte den (Schieds-)Gerichten nicht nur, die Prozesse überhaupt durchzuführen. Mit ihrem erheblichen Gestaltungsspielraum bei der Verfahrensregelung und der Beweiserhebung und -würdigung konnten sie außerdem praktischen Schwierigkeiten auf verschiedenen Ebenen weitgehend begegnen. Obwohl China und Russland sich ihrem Status als Parteien am Verfahren nicht entziehen konnten, waren sie zur Teilnahme als solcher nicht verpflichtet. Dennoch zogen die (Schieds-)Gerichte dem Verhalten Grenzen, das die Nichtteilnahme begleitete. Auch über die beiden Fälle hinaus sind eine nachhaltige Beeinträchtigung der effektiven Funktionswahrnehmung der Seegerichtsbarkeit, ihrer Entwicklung und des Vertrauens in ihre Mechanismen nicht unbedingt zu befürchten. Jedenfalls stünde das nicht ohne Weiteres in einem klaren Zusammenhang zum Phänomen der Nichtteilnahme.
English Abstract: This paper analyses the responses given by the International Tribunal for the Law of the Sea and two arbitral tribunals to China and Russia’s non-participation in the South China Sea and Arctic Sunrise cases respectively. It enquires, first, into the limits on these tribunals’ ability to conduct their proceedings, secondly, into the limits on the non-participating States’ behaviour during the proceedings, and thirdly, into the limits for international adjudication in the law of the sea as it extends beyond the two cases. I argue that the defendant States’ non-participation did not seriously undermine the good administration of justice and the integrity of the proceedings. The procedural law as applied by the tribunals provided them with considerable flexibility and broad competencies to regulate their own procedures and to admit evidence. This allowed them to meet the practical challenges that arose at various levels. While China and Russia could not evade their party status in the cases, they were under no duty to appear. Nevertheless, the tribunals were still able to set limits on the conduct of the two States. I conclude that following these two cases, neither the effectiveness, nor the development of law of sea adjudication and the trust in its mechanisms are necessarily impaired. At least, such an impairment should not automatically be attributed to the States' non-participation.
Thursday, September 27, 2018
Wentker: Nichtteilnahme als Grenzphänomen zwischenstaatlicher Gerichts- und Schiedsverfahren – die Fälle South China Sea und Arctic Sunrise
Alexander Wentker (Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law) has posted Nichtteilnahme als Grenzphänomen zwischenstaatlicher Gerichts- und Schiedsverfahren – die Fälle South China Sea und Arctic Sunrise (Non-Participation in Inter-State Proceedings Before International Tribunals – the South China Sea and Arctic Sunrise Cases) (in Grenzen des Rechts, Marie-Claire Foblets, Dirk Hanschel & Armin Höland eds., forthcoming). Here's the abstract: